Verlag: O.W. Barth eBook on 26. February 2019
Genres: Religion / Buddhism / Rituals & Practice
Seiten: 280
Die Zen-Meisterin und große Friedensaktivistin Joan Halifax hat die fünf Kerneigenschaften erforscht, die echte Charakterstärke und gelebte Spiritualität verkörpern: Altruismus, Empathie, Integrität, Respekt und Engagement. Doch werden diese Qualitäten falsch verstanden oder übertrieben, können sie auch die Ursache für persönliches und soziales Leiden sein. Deswegen ist ihre Entwicklung immer auch eine "Gratwanderung". Es gilt, die Balance zu finden zwischen unserem eigenen Wohl und dem der anderen. Ein einfühlsames Praxisbuch, das uns verstehen lässt, wie unsere größten Herausforderungen zur wertvollsten Quelle unserer Weisheit werden können.
Joan Halifax hat durch ihre Arbeit als soziale Aktivistin, Anthropologin und buddhistische Lehrerin unzählige Leben auf der ganzen Welt bereichert. Über viele Jahrzehnte hinweg hat sie auch mit Neurowissenschaftlern, Klinikern und Psychologen zusammengearbeitet, um zu verstehen, wie kontemplative Praxis ein Mittel zur persönlichen und sozialen Transformation sein kann.
Ein kraftvoller Leitfaden, wie wir die Freiheit finden können, die wir für andere und für uns selbst suchen.
Welche Erfahrungen begegnen uns in unserer Arbeit in psychosozialen Konfliktfeldern und Einrichtungen des Gesundheitswesens im Kontakt mit den Menschen, für die wir uns einsetzen?
Wie können wir in der oft aufreibenden Arbeit im Hospiz, der Haftanstalt, einer Klinik oder der Psychotherapie mit Traumatisierten unsere innere Balance halten, um offen zu bleiben für Mitgefühl für diejenigen, mit denen wir arbeiten, und für uns selbst?
Und was passiert, wenn wir das nicht schaffen? Wo hinein geraten wir, wenn wir „abstürzen“ vom schmalen Grat, den diese Balance mitunter für uns bedeutet?
Von diesen Fragen handelt dieses Buch. Joan Halifax schreibt es aus ihrer eigenen, jahrzehntelangen in verschiedensten Arbeitsfeldern. Sie schildert Erlebnisse aus ihrem ersten Kontakt mit Inhaftierten im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses. Sie beschreibt die Arbeit mit Krebskranken im Endstadium ihrer Erkrankung. Und sie berichtet von ihrer Arbeit in der aufsuchenden medizinischen Versorgung in entlegenen Gebieten des Himalaya-Gebirges, wo es keine Kliniken oder ärztliche Praxen mehr gibt.
Ihre Berichte sind bewegend und einfühlend, weil immer aus der Perspektive einer Suchenden und nicht einer „klugen Expertin“ geschrieben. Dass Joan Halifax dies zweifelsohne ist, lässt sich an ihrer beruflichen Biografie als Medizin-Anthropologin, aber auch in ihrem Einsatz als buddhistische Seelsorgerin und Gründerin des Upaya Zen Centers in Santa Fe, New Mexico (USA) ablesen.
Doch ihre Art des Schreibens bleibt immer so, dass ich mich als Leser mit meinen spärlichen Erfahrungen gut abgeholt fühle, und zugleich wertgeschätzt als jemand, der sich für die anspruchsvolle Aufgabe interessiert, sich selbst und anderen Menschen im Einsatz in den genannten Arbeitsfeldern mit Verständnis für die Risiken zu begegnen, die bei dieser Gratwanderung alltäglich sind.
Ich habe dieses Buch mit großem Gewinn gelesen und mich sowohl an viele Situationen aus meiner psychotherapeutischen Praxis als auch aus meinem früheren Arbeitsfeld in der aufsuchenden ärztlichen Versorgung Wohnungsloser erinnert, in denen die von Joan Halifax beschriebenen und eingehende behandelten fünf Themenfelder der „Hindernisse für Mitgefühl“ eine Rolle spielten.
1 Gedanke zu „Gratwanderung | Joan Halifax“