Vor Ort sein

Warum schreibe ich eigentlich diese Beiträge in meinem Blog, oder die Emails für meinen Newsletter, den ich alle 14 Tage versende?

Gestern las ich einen Blog, in dem jemand die Wahrheit über das Bloggen sagte:

„Niemand liest, was ich schreibe.
Und doch schreibe ich.
Wenn ich es geschrieben habe, ist alles getan.
Und wenn es doch jemand liest, und es etwas in seinem Leben verändert, umso besser.“

Heutzutage ist es mit dem Schreiben auf einem persönlichen Blog im Internet ja so, als würde ich Tagebuch schreiben.

Es gibt Trillionen von Blogs. Warum sollte jemand ausgerechnet meinen Blog finden und lesen?

Natürlich kann ich anfangen, Werbung zu machen, meine Texte für Suchmaschinen zu perfektionieren, in Social Media-Beiträgen auf das aufmerksam machen, was ich denke, für richtig halten oder in der Welt verändern möchte.

Das ist alles ok. Ich mache das auch.

Natürlich freue ich mich, wenn ich jemand mit meinem Schreiben erreiche.

Mir geht es um die Haltung, mit der ich schreibe, wenn ich schreibe.

Mein Schreiben ist Teil meiner täglichen Praxis, über die ich schreibe.
Die Berichte aus der Achtsamkeitspraxis sind wirklich genau das:

Berichte aus der Achtsamkeitspraxis.

Das bedeutet für mich: Vor Ort sein. Präsent sein.

Praxis heißt für mich, etwas regelmäßig und intentional zu tun.

Auf Englisch sagt man dazu:

Practice with Purpose.
Deliberate Practice.
Showing Up.

Etwas aus ganzem Herzen zu tun, mit voller Aufmerksamkeit.

Und das zu tun, was ich tue, nicht um irgendwo hin zu gelangen, oder um etwas zu erreichen, sondern um es zu tun.

So betrachte ich auch das Schreiben als Ausdruck meiner Möglichkeit, mich dadurch mitzuteilen, dass ich genau das tue, was ich schreibe – bzw. genau das zu schreiben, was ich tue.

Und das mit mehr oder weniger Erfolg.

Warum ich dann nicht gleich in ein Tagebuch schreibe?

Auch das tue ich. Aber ich bin auch ein Mensch, der die Verbundenheit sucht.

Meine Achtsamkeitspraxis ist Ausdruck dieser Verbundenheit, so wie ich sie praktizieren möchte. Ich „sitze“ in einem Netz von Menschen, die meditieren, praktizieren, sich verbunden fühlen.

Das Internet ist genauso ein Netz, in dem ich mich verbunden fühle.
Ich freue mich über Beiträge wie den des Bloggers.
Der schreibt wie ich. Und ich schreibe wie er.

Das ist Teil meiner Praxis.

Der nächste Buddha ist eine Sangha.

Thich Nhat Hanh.

Zu praktizieren, und sich darüber miteinander auszutauschen, das ist für mich Teil derselben Haltung. Ich teile meine Erfahrungen in der Hoffnung, dass jemand daraus lernen oder etwas für sich mitnehmen kann. So habe ich aus den Erfahrungen anderer gelernt, die sich mir mitgeteilt haben.

Ich mag diese Vorstellung. So möchte ich praktizieren.

Vor Ort sein. Gemeinsam mit anderen.

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