Gesundheit braucht Verbundenheit

Verbundenheit ist überlebenswichtig. Soziale Deprivation ist eine der effektivsten Foltermethoden. Menschen werden von allen sensorischen Informationen der Aussenwelt (Licht, Klang, Geruch etc.) und dem Umgang mit anderen Personen abgeschnitten. Gerade weil diese Isolation so unerträglich ist, gibt es „keine ähnlich verwundbare Stelle wie diese, die jederzeit für die Manipulation von Menschen (…) ausgenützt werden kann“ (Horst-Eberhard Richter 1970, zitiert nach Ulrich Schnabel, 2022).

Das verdeutlicht, wie zentral die Bedeutung der Wahrnehmung und der Sinnesorgane, des sozialen Miteinanders und der Verbundenheit, der Berührung für Körper und Geist ist.

Das Gefühl der Verbundenheit, die Erfahrung des „Zusammen“ fördert unsere Gesundheit und Zufriedenheit. Je wohler wir uns in unserer Umgebung fühlen, je toleranter können wir mit unserer Angst umgehen und leidvolle Erfahrungen bewältigen.

Das soziale Miteinander gehört zu den wichtigsten Voraussetzungen für eine gesundheitsförderliche Lebenssituation, für eine florierende Gesellschaft, ja sogar für eine funktionierende Wirtschaft. Gerade die Erfahrung, dass Menschen in Krisenzeiten näher zusammenrücken, statt – wie viele Menschen es erwarten – übereinander herzufallen, kann uns daran erinnern, wie zentral die Bedeutung dieser Verbundenheit ist.

Gesellschaftliche Entwicklungen, wie wir sie im Moment erleben, sind die Folge von Manipulation und sozialer Deprivation.

In der Verschiedenheit miteinander verbunden zu sein, über aktive Teilhabe-Möglichkeiten zu verfügen, Mitgefühl empfinden und ausdrücken zu können, sind dagegen zentrale Aspekte einer gesundheitsförderlichen Lebensführung.

Eine Medizin, eine Psychotherapie, die in diesem Sinne gesundheitsförderlich sein will, wird deswegen im Kern immer auch Beziehungsarbeit sein und dabei strukturelle, gesellschaftliche Einflüsse berücksichtigen, die den Menschen daran hindern, diese Bedürfnisse zu entfalten.

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