Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten – Psychoanalytische Behandlungstechnik im Spiegel buddhistischer Praxis

Newsletter #24 vom 02.08.2025

Unter den sogenannten behandlungstechnischen Schriften Sigmund Freuds gehört „Erinnern Wiederholen Durcharbeiten“ zu den bekanntesten. Sie führt in wesentliche Begriffe der psychoanalytischen „Redekur“ ein und zeichnet die ersten Jahre der Entwicklung der psychoanalytischen Behandlungstechnik nach, einschließlich der Veränderungen, die sie bereits in diesem frühen Stadium erfuhr.

Zur Einführung in die Thematik, die Freud zum Verfassen seines Aufsatzes „Erinnern Wiederholen Durcharbeiten“ bewegte, stelle ich diesem Beitrag einen kurzen Abriss des psychodynamischen Modells voran. Damit möchte ich auch denjenigen Leser*innen, die sich darin nicht so selbstverständlich zuhause fühlen, die Möglichkeit geben, den Kontext dieser Newsletter-Ausgabe besser zu verstehen.

Psychotherapie ist Beziehungsarbeit

In der Psychotherapie widmen wir uns mit unseren Patient*innen der Erforschung ihres Seelenlebens. Wir unterstützen sie bei der Bewältigung leidvoller Erfahrungen, indem wir gemeinsam Beeinträchtigungen in Form von alten Beziehungs-, Verhaltens- oder Erlebnismustern identifizieren. Darauf aufbauend lassen sich Alternativen erarbeiten, wie sich z.B. leichter Konflikte lösen und Affekte regulieren lassen.

Ein wichtiger Teil des Arbeitens gilt dem gemeinsamen Erleben im Hier und Jetzt. Psychotherapie ist Beziehungsarbeit.

Als Psychoanalytiker arbeite ich dabei mit der Grundannahme eines sogenannten „dynamischen Unbewussten,“ das aus Konflikten mit wichtigen Bezugspersonen entstanden ist. Diese wurden verinnerlicht und zu Selbstanteilen oder neurotischen Mustern.
Das Dynamische daran ist, dass diese Beziehungserfahrungen zwischen Mensch und Mensch, aber auch innerseelisch entstanden sind und genauso als Muster in neuen Beziehungen wiederholt werden.

Mit Hilfe der Übertragungsphänomene lassen sie sich leichter identifizieren und einer Bearbeitung zugänglich machen.

Ihr Entstehungszusammenhang, ja oft sogar ihre gesamte Existenz, werden mit Hilfe der Verdrängung unbewusst. Dieser Abwehrmechanismus ist ein Teil der Bewältigungsarbeit, mit der wir Kompromisse finden, um trotz dieser Schwierigkeiten weiterhin unseren Alltag zu bewältigen.

Dieser Prozess führt aber oft zu gleichermaßen leidvollen Erfahrungen, wenn er mit der Ausbildung von Krankheitssymptomen verbunden ist.

So die Neurosentheorie und deren Erklärung des Zusammenhangs zwischen Symptom und Ursache.

Mangelerfahrungen in frühkindlichen Beziehungen oder frühe, traumatische Einflüsse, die substanzielle Beeinträchtigungen der Ich-Fähigkeiten, sogenannte strukturelle Störungen haben entstehen lassen, lassen sich nicht rückgängig machen. Wir können sie aber in einem längeren Beziehungsprozess entweder durch ein Nachreifen ausgleichen, oder mit dem Ziel einer besseren Lebensbewältigung in ein förderliches Umfeld hilfreicherer Fähigkeiten integrieren.

Der versperrte Zugang zum Unbewussten, zu Nicht-Sprachlichem und traumatischen Inhalten

In der Psychotherapie begegnen wir immer wieder einer Schwierigkeit, die Motive und Ursachen seelischen Leidens mit unseren Patient*innen aufzudecken, zu erspüren oder in Worte zu fassen. Dieser Schwierigkeit begegnete auch Sigmund Freud in seiner Arbeit. Das ließ ihn zunächst zu suggestiven Verfahren wie der Hypnose wechseln. Er machte dabei bedeutsame Entdeckungen, bemerkte jedoch, dass die erreichten Veränderungen nicht von Dauer waren.

Daraufhin entwickelte er eine andere Herangehensweise, die er in seinen Beiträgen sehr detailliert beschreibt und anhand von Fallbeispielen illustriert. Heute lesen wir viele seiner Berichte oft mit einer gewissen Skepsis und stellen manche seiner Annahmen in Frage. So hat sich die Psychoanalyse seit der Zeit der Gründungseltern jedoch immer weiter entwickelt.

Im Jahr 1914 schrieb Sigmund Freud einen Aufsatz mit dem Namen „Erinnern Wiederholen Durcharbeiten“, mit dem er zentrale Grundbegriffe seiner Behandlungstechnik erläuterte, wie Übertragung, Abwehr, Widerstand, Symptom, Verdrängung, Wiederholungszwang oder Agieren.

Es scheint mir nicht überflüssig, den Lernenden immer wieder daran zu mahnen, welche
tiefgreifenden Veränderungen die psychoanalytische Technik seit ihren ersten Anfängen
erfahren hat.

Sigmund Freud, 1914

Mit diesem Aufsatz habe ich mich intensiv auseinandergesetzt. Ich bin der Auffassung, dass wir trotz einer Zeitlosigkeit, was die Grundbegriffe betrifft, die Freud’schen Texte „arbeiten lassen“ sollten.

Das heißt z.B. auch zu untersuchen, wie Freud seine eigene Arbeit heute vielleicht gelesen und modifiziert hätte.

Warum schreibe ich über diese Grundkonzepte der Psychoanalyse aus der Perspektive meiner Achtsamkeitspraxis? Wieso „im Spiegel buddhistischer Praxis?“


Die Psychoanalyse ist eine sich ständig verändernde Behandlungsmethode, Sozial- und Kulturtheorie.
Sie ist mit ständigen Herausforderungen konfrontiert. Sie muss sich im Dialog mit anderen psychotherapeutischen Behandlungsverfahren bewähren, aber auch ihre innovative und kreative Kraft bewahren, damit von ihr weiterhin wichtige Impulse für das Verständnis des Seelenlebens und der seelischen Phänomene bei Einzelnen, in Gruppen und in der Gesellschaft ausgehen können.

Das ist schon in der Anfangszeit der Psychoanalyse so gewesen, und auch heute noch so. Es macht mir Spaß, als praktizierender Psychoanalytiker und Buddhist die jeweiligen, spezifischen Fragen dieser beiden Felder, aber auch deren Gemeinsamkeiten und die Potentiale ihrer Verbindung zu ergründen.

Wenn ich heute auf die psychoanalytischen Methode schaue, mit der ich in den letzten 20 Jahren gelernt und gearbeitet habe, so tue ich das immer häufiger mit einem durch meine buddhistische Praxis angereicherten Blick.

So bringe ich die drei Begriffe, die den Titel der Arbeit bilden, heute mit buddhistischen Gedanken „ins Gespräch bringen.“
Ich arbeite viel mit neuen Begriffsbestimmungen, um Anregungen sowohl für meine psychotherapeutischen Praxis als auch meine buddhistische Praxis zu bekommen.

Vielleicht regen meine Gedanken Sie ja auch dazu an, daran entlang zu denken, und die eine oder andere Idee daraus für Ihre Arbeit zu ziehen?

Erinnern

Das Erinnern ist eine zentrale Funktion der psychoanalytischen Arbeit in Hinblick auf Konflikte, Prägungen und Traumata. Wo kein Erinnern möglich ist, wirkt die traumatisierende Kraft der unbearbeiteten Beziehungserfahrungen und Verletzungen in der Gegenwart, als wäre keine Zeit vergangen.

Erinnern hat mit Verzeitlichung zu tun. Nur was wir erinnern, können wir vergessen. So paradox es klingt, aber darin wirkt eine wichtige Form der psychischen Verarbeitung, die etwas als Teil unserer Geschichte in der Vergangenheit verorten lässt.

Nicht umsonst möchten wir „die Vergangenheit ruhen“ lassen, es als etwas betrachten, was hinter uns liegt, bewältigt und abgeschlossen ist.

Erinnern – Sati – das ist auch ein Kernbegriff buddhistischer Psychologie in Hinblick auf die zentrale Frage, „wie die Dinge wirklich sind“ oder besser übersetzt mit „wie die Dinge geworden sind.“

Hier wird unsere Aufmerksamkeit nicht so sehr in die biografische Vergangenheit gelenkt, als vielmehr die Gegenwart daraufhin untersucht, was sich als Ausdruck des paṭicca-samuppāda, des „bedingten Entstehens“ ursächlich besser einordnen lässt.

Mit diesem bedingten Entstehen finden wir im Buddhismus tiefgründige Aussagen u.a. über die Zusammenhänge zwischen unseren Empfindungen (mit den Qualitäten „angenehm,“ „unangenehm“ und „neutral“) und deren Auswirkungen auf unser Denken, Fühlen und Handeln. Das bildet die Grundlage für die buddhistische Lehre von der Entstehung des Leidens.

Als Übersetzung für Sati verwenden wir heute meistens „Achtsamkeit.“ Das scheint angesichts der Komplexität, den dieser Ausdruck in seiner Sprache Pali hat, verkürzt. Die Realität des Faktischen lässt uns hier zunächst damit arbeiten, jedoch nicht, ohne die Facetten des Ganzen zu berücksichtigen.

Facetten der Achtsamkeit

So erfuhr ich kürzlich von vier dieser Facetten der Achtsamkeit, die der Pali-Übersetzer Rupert M.L. Gethin aus den frühen buddhistischen Schriften zusammengetragen hat.

  • Präsenz
  • Erinnern
  • Einsicht
  • Konzentration

Das Erinnern ist hier im Kontext der buddhistischen Psychologie eingebettet in einen Prozess, der mir aus der psychotherapeutischen Arbeit ebenso vertraut ist.

Alles ist Praxis

Überhaupt ist das Prozesshafte, das der gesamten buddhistischen Konzeptualisierung zu eigen ist, ebenfalls eine Eigenschaft, die wir als Psychoanalytiker*innen immer und überall in unserer Arbeit finden.

Angefangen vom therapeutischen oder analytischen Prozess über die Untersuchung von Makro- und Mikroprozessen im Beziehungsgeschehen bis zum Entwicklungsprozess unserer Patient*innen, aus dem wir Schlüsse auf die Prognose unserer Arbeit ziehen.

Wiederholen

Wiederholen – im Sinne

  • des Wiederholungszwangs der neurotischen Triebdynamik
  • der Folgen (traumatischer) Strukturdefizite oder
  • des Arbeitsauftrags an das überforderte Ich,

das sind die Aspekte dessen, was Freud damals schrieb, und was wir heute als Teil unserer täglichen therapeutischen Arbeit anerkennen.

Was in der neurotischen Symptomsprache als Kompromissbildung verstanden und als solches immer wieder besprochen werden kann, ist in Zusammenhang mit frühen Störungen der Entwicklung unserer Persönlichkeit und mit Traumafolgestörungen erst etwas, das „in Sprache finden“ muss.

Wir finden z.B. Wiederholungen des Erlittenen heute oft als sogenannte Embodiments, verkörperlichte Erinnerungen oder sogenannte Erinnerungsspuren. Damit wurde angesichts der Intensität der dahinter verborgenen Erfahrungen die Symbolisierungsfähigkeit des Kindes überforderten und „in den Körper eingeschrieben.“
Wenn wir mit den Wiederholungen zu arbeiten, bedienen wir uns ihrer Ausdruckskraft, um das Seelische zu erforschen. So würde ich es als Psychoanalytiker formulieren, wenn ich Patient*innen etwas von der Sinnhaftigkeit ihrer Beschwerden vermitteln möchte.

So leidvoll diese Beschwerden sind, bieten sie uns doch auch die Möglichkeit, etwas darin Enthaltenes aus der lebensgeschichtlichen Entwicklung zu erkennen, wenn wir es gründlich erforschen.

Das ist auch ein der buddhistischen Praxis vertrauter Ansatz, aber dazu gleich noch mehr.

Im Buddhismus kennen wir das Wiederholen als Samsara – als ewige Wiederkehr jeglicher Lebensäußerungen, aber vor allem der leidvollen Erfahrungen. Wir sind diesen Wiederholungen solange ausgeliefert, bis wir uns von ihrer bestimmenden Kraft befreien können. Während das landläufig mit der Vorstellung einhergeht, es ginge im Buddhismus um das Nirwana als einem Jenseits-Zustand – vergleichbar dem christlichen „Himmel“ – ist das, was Teil der buddhistischen Psychologie ist, etwas ganz Diesseitiges.

Es geht um die Befreiung im Leben, also das Heraustreten aus der automatischen, unbewussten Abfolge immer gleicher Reiz-Reaktions-Ketten.

Durcharbeiten

Dieser Begriff wurde von Freud für das Arbeiten am Widerstand gewählt. Er bezeichnet das geduldige Benennen dessen, was sich dem Bewusstwerden in der „Redekur“ der Psychoanalyse entgegensetzt, als Ausdruck der inneren Widerstände, die – so die psychoanalytische Idee – das Unbewusste dem Entdecken und Bewusstwerden des Verdrängten entgegensetzt.

Darum werden die Widerstände in der Psychoanalyse oft auch „Verdrängungswiderstände“ bezeichnet.

Wenn wir also in der psychoanalytisch begründeten Psychotherapie vom Arbeiten an den Widerständen sprechen, dann sagen wir damit, dass wir von unseren Patient*innen nicht erwarten, dass sie diese Widerstände aufgeben müssen, bevor wir arbeiten können (das hieße ja, ihren unbewussten Charakter zu verkennen), sondern an dieser Oberfläche des Geschehens ansetzen und mit dem, was sich darin ausdrückt, umgehen.

Auch das ist dann Teil des analytischen Prozesses, von dem wir uns erhoffen, dass er dazu beitragen wird, dass unsere Patient*innen diese Widerstände durch deren Benennen und Bearbeiten letztendlich lockern und sich damit vertraut machen können, wie erleichternd es ist, statt an neurotischen Konfliktlösungen festzuhalten, über flexiblere Bewältigungsmöglichkeiten zu verfügen.

Meine buddhistischen Praxis ist ebenfalls durch das tägliche Arbeiten an den Widerständen geprägt. Hier werden diese jedoch nicht als Ausdruck des dynamischen Unbewussten definiert, sondern als Teil einer der vier „Kanäle,“ auf denen unser Gehirn „funkt.“ Wir können sie uns als Ausdruck dessen vorstellen, was unser Gehirn am besten kann: uns vor Schaden zu bewahren und zum Erhalt des Gesamtsystems beizutragen, koste es was es wolle – und sei es unsere Freiheit, unser Bewusstsein oder unsere Ausgeglichenheit.

Wenn wir unser Gehirn nicht beaufsichtigen, kann es passieren, dass Angst, Unlustgefühle, Unsicherheit oder Schmerz diese Widerstände auslösen.

Im Buddhismus kennen wir fünf zentrale Widerstände oder auch Hindernisse, die sich dementsprechend dem Bewusstwerden unserer geistigen Mechanismen entgegenstellen. Sie bezeichnen fünf Aspekte der Art, wie wir dem Leben begegnen, und damit allem, was wir wahrnehmen, denken und fühlen:

  1. Haben wollen
  2. Nicht haben wollen
  3. Ruhelosigkeit
  4. Trägheit
  5. Zweifel

Ich möchte an dieser Stelle nicht näher auf die einzelnen Widerstände eingehen, habe jedoch in meinem Newsletter #9 vom 07.12.2024 „WIe begegne ich Hindernissen in der Psychotherapie“ genauer beschrieben, was die Gefahr jedes einzelnen Hindernisses ist, und wie sich damit umgehen lässt.

Die Haltung der buddhistische Psychologie arbeitet mit den Widerständen getreu dem Motto „Was im Weg ist, ist der Weg“ und ähnelt in dieser Hinsicht sehr der grundsätzlichen Haltung der Psychoanalyse.

Als Psychoanalytiker arbeite ich mit der Widerstandsanalyse, als Buddhist meditiere ich und „sitze auf dem Vulkan.“ Damit habe ich im Laufe meines ersten Retreats zu beschreiben versucht, wie sich dieser Umgang mit den inneren Widerständen und den dahinter auftauchenden Gefühlen manchmal anfühlt.

Darüber schreibe ich in einer kleinen Reflexion, die Sie in der Ausgabe #6 meines Newsletters nachlesen können: Was im Weg ist, ist der Weg | Mein erstes Schweige-Retreat – das sind meine Erfahrungen.

Was nützt diese Spiegelung der psychoanalytisch-psychotherapeutischen Arbeit im Licht der buddhistischen Praxis?

Ich profitiere in vielfältiger Weise davon, die psychoanalytischen Grundannahmen und Methoden mit Hilfe meiner eigenen Erfahrungen in der Arbeit von Stunde zu Stunde zu reflektieren und um Aspekte der buddhistischen Psychologie und Praxis zu erweitern.
Das tue ich dort, wo dieser Perspektivwechsel für mich Zusammenhänge besser verständlich gemacht hat und hilfreich ist, um mit meinen Patient*innen zu arbeiten.

Die psychoanalytische Perspektive

Erinnern kann leichter entstehen, wenn wir innehalten und sowohl das Geschehen in der psychotherapeutischen Beziehung vor dem Hintergrund der Übertragungsdynamik analysieren, als auch die Mikroprozesse im analytischen Feld auf biografische und aktuelle Bezüge untersuchen.

Dort, wo sich Muster erkennen lassen, die sowohl leidvolle Erfahrungen widerspiegeln als auch wiederholt leidvolle Erfahrungen verursachen (nicht jedes Muster ist ja schädlich oder hinderlich,) betrachte ich diese Muster gemeinsam mit meinen Patient*innen auf mögliche Zusammenhänge hin (biografisch, beziehungsdynamisch, aktuell) und in Hinblick auf die begleitenden Affekte und Vorstellungen.

Der dann beginnende Prozess des Durcharbeitens ermöglicht, anhand der auftauchenden Widerstände mit besonderer Umsicht das Feld weiter zu erforschen.

Was im Weg ist, ist der Weg.

Die buddhistische Perspektive

Erinnern bedeutet, sich immer wieder bewusst zu werden, was gerade ist, mit Hilfe einer meditativen Grundhalten, die im psychotherapeutischen Prozess ein Oszillieren zwischen „gleichschwebender Aufmerksamkeit“ und fokussierendem Befragen ermöglicht. Wilfred R. Bion bezeichnet dieses Vorgehen als eine Art „fokal-afokale Haltung.“

Durch die buddhistische Praxis der Achtsamkeitsmeditation und deren neurowissenschaftliche Grundlagen, die auch hier Mikroprozesse untersuchen helfen, erforsche ich in mir und im Geschehen, „wie die Dinge geworden sind.“ Das bedingte Entstehen aller Phänomene lässt mich dabei immer wieder erkennen, wie „das so läuft,“ also die Muster, Widerstände und Ursache-Wirkungs-Beziehungen sowohl bei mir als auch bei meinen Patient*innen.

Zwischen Reiz und Reaktion, genauer zwischen der Empfindung „angenehm – unangenehm – neutral“ und den nachfolgenden Gliedern der Kette des bedingten Entstehens, besteht die Möglichkeit, innezuhalten und statt einer reaktiven Abfolge ein „antwortendes Verhalten“ zu entwickeln. In Englisch sprechen wir von „reaction vs. response“ (Danke für diesen Hinweis an Thimo Wittich.)

Die buddhistische Praxis bietet hier die Möglichkeit,

  • das Bewusstsein für diese Prozesse zu trainieren
  • neben einer achtsamen Haltung auch die Fähigkeit zum situativen Erkennen (Sampajañña – dazu mehr in der nächsten Ausgabe meines Newsletter) zu entwickeln und so das Blickfeld zu öffnen für alternative Vorhaltensweisen,
  • Wege der Affektregulierung zu finden, die dazu verhelfen, eine größere Akzeptanz zu entwickeln für unangenehme und schmerzhafte Zustände
  • und nicht zuletzt die seelischen Spielräume zu vergrößern, die mir helfen, durch mich selbst herbeigeführte, leidvolle Erfahrungen zu verhindern.

Und jetzt: in die Praxis.

Mit herzlichen Grüßen aus Wuppertal,
Sönke Behnsen

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