Diese 7 durch Meditation trainierbaren Faktoren tragen zu 30% des Erfolgs Ihrer Psychotherapie bei

Newsletter #1 vom 24.08.2024

Unabhängig von der jeweiligen Disziplin oder dem theoretischen Ansatz kultiviert die Praxis der Achtsamkeit Qualitäten des Geistes, die wohl jede Art von Behandlung positiv beeinflussen.
Paul Fulton

30% aller Einflussgrößen, die zu psychotherapeutischen Veränderungen führen, basieren auf sogenannten „gemeinsamen Faktoren.“ Die Schulrichtung oder Technik des Psychotherapeuten oder der Psychotherapeutin trägt nur 12-15% bei, der Placebo-Effekt ca.15%, am wichtigsten sind jedoch mit 40% allgemeine Patient:innenvariablen wie Motivation.

Das sind die Ergebnisse einer Meta-Analyse von Lambert&Barley (2001) zu Behandlungsvariablen und -effekten von Psychotherapien.

Der klinische Psychologe Paul Fulton (2017) beschreibt sieben solcher „gemeinsamer Faktoren“, die Sie durch Meditation entwickeln können – bei sich oder mit Ihren Patient:innen:

Einfühlungsvermögen

Entwickeln Sie mit Hilfe der Meditationspraxis ein eigenes Gespür für leidvolle Erfahrungen als unabdingbaren Teil des Lebens, die uns mit allen Menschen verbinden, bildet das die Grundlage für eine Empathiefähigkeit, aus der sich Mitgefühl entwickeln und zum Ausgangspunkt für Veränderung werden kann.

Sobald wir unser individuelles Leid nicht als trennend (nur wir sind davon betroffen) sondern als verbindend (es ist zutiefst menschlich und Teil unseres Seins) wahrnehmen, transformieren wir einen wesentlichen Aspekt des seelischen Leids: die Einsamkeit IM Leiden.

Gegenwartszentrierte Aufmerksamkeit

Achtsamkeit ist ein direktes Training unserer Aufmerksamkeit. Wer Achtsamkeitsmeditation praktiziert, fokussiert seine Aufmerksamkeit auf die Wahrnehmung dessen, was hier und jetzt spürbar ist. Gelingt uns hier ein Perspektivwechsel, gewinnen wir einen großen Teil des Einflusses auf unser Leben und unsere Erfahrungen zurück. Unsere Wahrnehmung von Vergangenheitseinflüssen verändert sich, was therapeutisch nutzbar und wirksam wird.

Affekttoleranz und Freiraum

Unsere Aufnahmefähigkeit für die Mitteilungen unserer Patient:innen hängt direkt von unserer Toleranz für affektive Aspekte ab, die Teil des Geschilderten oder Teil der Schilderung selbst sind. Unsere Patient:innen spüren das und regulieren ihre Offenheit in der Regel entsprechend.

Akzeptanz

Meditation ist gelebte Praxis der Akzeptanz und Selbstannahme. Fulton: „Mit nicht wertender, offener Aufmerksamkeit zu sitzen bedeutet, allem, was auftaucht, zu erlauben, ein vorübergehendes Zuhause in der Weite des Bewusstseins zu finden.“

Wir entwickeln Akzeptanz in einer regelmäßigen Praxis, die unsere Offenheit für „das Andere“ in uns selbst und im Anderen schult.

Gleichmut/Gelassenheit

Wir bringen unsere Bereitschaft mit, anderen wirklich zu helfen, doch eine Fähigkeit, die die Psychotherapie dafür besonders qualifiziert, arbeitet mit einem Paradoxon: wir müssen die Grenzen dessen anerkennen, was wir leisten können. Wenn wir es schaffen, das mit liebender Güte zu kombinieren, verlieren wir an diesen Grenzen nicht unser Mitgefühl.

Sehen lernen

Je genauer wir wahrnehmen können, was in der Sitzung geschieht, desto qualifizierter können wir uns damit auseinandersetzen. Meditation schult diese Wahrnehmungsähigkeit, insbesondere die sogenannte Einsichts- oder Vipassana-Meditation. Diese vertieft unsere Fähigkeit, „tief zu schauen“, wie Zen-Meister Thich Nhat Hanh es ausdrückt, wenn wir uns und unserer Wahrnehmungsfähigkeit die Zeit lassen, sich zu entwickeln. Wiederum ein Plädoyer für eine regelmäßige Praxis, ohne die die eigene Entwicklung nicht wirklich gedeihen wird.

Ungewissheit aushalten

Nicht-Wissen als Fähigkeit zu betrachten, gehört mit zu den schwierigsten Einsichten, zu denen wir durch Meditation gelangen können. Dabei taucht auch hier ein Paradoxon als Wesensmerkmal dessen auf, was wir lernen müssen. Während wir sehr viel Wert auf die Qualität unseres Erfahrungswissens legen, schützt uns eine Haltung der Bescheidenheit und des Fragens (Was wäre, wenn es anders ist?) vor vorschnellen Schlüssen. Davon profitiert die Entwicklung jeder Psychotherapie. Wir überlassen es unseren Patient:innen, uns zu führen und beschränken uns darauf, Ihnen durch unsere Kompetenz der Kombination all der genannten Faktoren

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